Israelitischer Friedhof

Seit dem 14./15. Jahrhundert

  • Der Baiersdorfer „Judenfriedhof“ ist der älteste der Markgrafschaft Kulmbach-Bayreuth und Ansbach.  Die noch 4.756 m2 große Anlage ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich.
  • Der Friedhof wurde vermutlich nach 1388 im Rahmen eines Wiederaufbaus der Stadt innerhalb ihrer Mauern angelegt und nicht, wie im Landjudentum üblich, außerhalb des Ortes.
  • Auf diesem Bezirksfriedhof fanden die Juden aus den Fürstentümern Kulmbach-Bayreuth und Ansbach ihre letzte Ruhestätte, aber auch Tote aus Judengemeinden des Hochstifts Bamberg.
  • Die jüdische Grabanordnung sieht sonst eine Ausrichtung nach Osten/Jerusalem vor, wo die Ankunft des Messias erwartet wird. In Baiersdorf richten sich die Gräber jedoch nach Westen  aus – zum Ostfenster ( = Misrachfenster) der ehemaligen Synagoge, unter dem der heilige Thoraschrein stand.
  • 1813 war die jüdische Gemeinde so groß, dass eine Erweiterung des Friedhofs nach Norden notwendig wurde. Denn ein jüdisches Grab wird immer nur einmal belegt. Dem Glauben nach erwartet der Verstorbene an diesem » Guten Ort «  den Jüngsten Tag.
  • Die älteren Grabsteine (vor 1850) sind einfach und rechteckig oder  rundbogig, in der Regel aus heimischem Sandstein nur mit hebräischer Inschrift zur Würdigung des Lebens des Toten. Jüngere Steine weisen auch deutsche Inschriften und andere Steinsorten auf.

  • Der Mazewa (= jüdischer Grabstein) wird ein Jahr nach der Bestattung in einer besonderen Zeremonie gesetzt bzw. enthüllt.
  • Religiöse Symbole auf den Grabsteinen weisen auf die Stellung der Toten in der jüdischen Gemeinde hin. Es gibt aber auch Namens- (Gans, Bär, Hirsch) und Schicksalssymbole (Rosen, Weinstock, etc.).
  • Am Nordrand sind besondere  Grabreihen für Kinder. Eine Kohanimreihe befindet sich direkt hinter der einstigen Synagoge.

Blick in die Hauptstraße auf das alte baiersdorfer Rathaus

Die Grabsteine der Rabbiner-Familie Diespeck von 1847, 1793 und 1845. Mit den Löwen von Juda und Tempelsäulen als Schmuck.

Das Taharahaus stand hinter dem Rabbinerhaus und der Synagoge.

  • Es finden sich auch Gräber von berühmten Personen, z.B. von David und Simon Diespeck, (bekannte Landrabbiner ihrer Zeit) oder dem Erlanger Ehrenbürger Professor Herz.
  • In unmittelbarer Nähe des Friedhofs befanden sich auch die jüdische Synagoge, das Rabbinerhaus und das Taharahaus  (Totenreinigungshaus).
  • Am Baiersdorfer Taharahaus gab es für die „Kohanim“ (Abkömmling des biblischen Priestergeschlechts) einen eigenen Balkon, um an Beerdigungen teilnehmen zu können. Denn den Kohanim ist das Betreten des Friedhofs untersagt.
  • In den 1950er Jahren wurde das Taharahaus abgerissen. Im Jahr 1958 folgte das Rabbinerhaus.
  • 1968 wird der ursprüngliche Zugang zum Friedhof auf die Nordseite verlegt.
  • 1980 errichtete der Besitzer, der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, auf dem Friedhof einen Gedenkstein für die Opfer des Holocaust.
  • Heute besitzt der Friedhof wegen der Zerstörungen und Schändungen im Dritten Reich nicht mehr so viele Gräber wie früher, auch die fortschreitende Verwitterung setzt den Steinen zu. Es sind noch ca. 1.300 Grabsteine zu sehen.
  • Dennoch zeigt er den seltenen Fall einer erhaltenen innerstädtischen jüdischen Begräbnisstätte auf.

 

 

 

 

 

 

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